Interview Januar 2017

Monopohl

Hallo Monopohl! Seit Wochen hören wir nun schon deine Livesets rauf und runter und lassen uns von deinen Vibes durch den Arbeitstag tragen. Für alle die dich nicht kennen, stelle dich doch kurz einmal vor!

Das freut mich! Ich bin Julian Pohl, aka. Monopohl, bin derzeit 26 Jahre alt und wohne in Bremen. Ich spiele seit über 20 Jahren Schlagzeug und etwa seit 10 Jahren Gitarre. Vor einigen Jahren auch in verschiedenen Bands, bis ich mich 2011 dazu entschieden habe, elektronische Musik zu produzieren.

Was uns schier begeistert, aber auch erstaunt hat ist, dass du sehr viele gut ausproduzierte Tracks auf deiner Soundcloudseite anbietest! Wie lang produzierst du schon in dieser Form und wie ist bisher die Resonanz?

In dieser Form mach ich das seit 2012. Die Resonanz ist mittlerweile verhältnismäßig gut, obwohl ich für die Sachen nicht sonderlich werbe. Ich habe da Glück, dass das Hamburger Label Audiolith Records mir da ein wenig unter die Arme greift und hier und da ein paar meiner Tracks postet. Sonst würden mich jetzt vermutlich noch weniger kennen.

Soweit wir es in Erfahrung bringen konnten, spielst du in der Regel Livesets. Gibt es auch Momente, in denen du dich hinter CD-Player oder Plattenspieler stellst? Wenn ja, was reizt dich mehr, Liveset oder DJ-Set und warum? Wenn nein, warum nicht?

DJ-Sets mache ich gar nicht. Ich habe es vor einiger Zeit mal probiert, aber dadurch, dass ich von klein auf eher Musiker als DJ bin, habe ich nie richtig Gefallen daran gefunden, Musik zu präsentieren, die ich nicht selbst produziert habe. Daher spiele ich nur meine eigenen Sachen, und diese live arrangiert, damit man improvisieren kann, wenn einem danach ist.

Erfahrungsgemäß muss man gerade für ein zweistündiges Liveset, so wie du es spielst, sehr gut vorbereitet sein. Was nimmt für dich am meisten Zeit in Anspruch und was macht dir am meisten spaß: Das Produzieren, das Mischen, das zusammenpuzzeln des Sets oder der Auftritt selbst und warum?

Das Produzieren macht mir eigentlich am meisten Spaß und nimmt auch am meisten Zeit in Anspruch. Dabei kann ich einfach Gitarre spielen, ein paar Effektgeräte durchprobieren und finde vielleicht den neuen Sound. Oder ich spiele ein bisschen Schlagzeug und schicke dabei die MIDI-Daten an meinen Rechner, um den Beat später mit neuen Samples zu belegen. Da kann man sich richtig austoben!
Wenn man die einzelnen Spuren dann in Ableton mit anderen früheren Parts zusammenpuzzelt ist das manchmal fast genau so spannend, da man dort nochmal ne Menge experimentieren und schieben kann. Wenn dann alles steht, ist es natürlich interessant zu schauen, wie der Sound ankommt, wie die Leute darauf reagieren, wenn ich es live anteste. Aber ich würde sagen, dass mir das Produzieren am meisten Spaß macht.

Der von dir produzierte Sound ist sehr prägnant und richtig gut gemischt! Bisher haben wir in der großen Menge von Releases von dir keinen Track gefunden, der uns nicht gefallen hätte! Hast du dir das alles selbst beigebracht, oder hattest du Hilfe und woher nimmst du die Inspiration für deine Produktionen?

Vielen Dank! Einen Großteil habe ich mir über die Jahre selbst beigebracht und stetig verbessert. Allerdings bin ich auch sehr froh, über Audiolith Records viele nette Leute kennengelernt zu haben, die mir hier und da beim Mixdown einige Tipps geben konnten.

Oft hat man zu der ein oder anderen Produktion/Party eine lustige oder interessante Geschichte zu erzählen. Erzähl uns deine Lieblingsanekdoten!

Die besten Geschichten was Partys angeht, darf ich glaub ich nicht erzählen, aber es gab mal eine ganz interessante Sache in Hamburg, mit der ich im Vorfeld nicht gerechnet hab. Es sollte ein Open Air veranstaltet werden und man glaubte, dass der Ort sicher ausgewählt sei, sodass man ungestört feiern kann. Allerdings spielte ich mein Set nur etwas über eine Viertelstunde, bis die Ordnungshüter auf die Party aufmerksam wurden und einen Platzverweis aussprachen. Ich bin dann in irgendeinen Bulli von irgendwelchen netten Eltern eines der Veranstalter geschickt worden, von denen ich bis heute nicht genau weiß, wer es war. Wir sind dann gefühlte zwei Stunden mit in diesem Bulli durch ganz Hamburg und wieder zurück gefahren worden, um die neue Location zu erreichen. Allerdings war es am Ende nur eine ewig lange Hamburg-Rundfahrt, weil sich keine geeignete Location fand. Aber die Rundfahrt war wirklich sehenswert!

In Amsterdam habe ich mal den Opener auf einem eigentlich ganz coolem Festival gemacht. Aber es war einfach zu früh. Ich sollte ab Mittag für etwas über eine Stunde spielen. Leider war es Sonntag und alle, die Samstag richtig Gas gegeben haben, lagen noch in den Zelten. Somit war das gesamte Gelände, bis auf ein paar junge Eltern mit ihren Kinderwagen leer. Aber einige der Eltern mit Kinderwagen waren dann auf dem Dancefloor und viele der Kinder sind auch noch zu meiner Musik abgegangen. Eins sogar aus dem Kinderwagen raus. Sowas hab ich vorher noch nicht erlebt!

Und was Produktionen angeht, find ich die Hintergrundstory des Tracks „Times“ erwähnenswert. Denn mein Vater hat mit seiner Band „Lovelace“ in den 90ern eine CD produziert und ich habe dann aus alten Videoaufnahmen aus dem Studio die einzelne Gesangsspur extrahiert und damit den Track „Times“ produziert. Der Gesang und ein Synthesizer sind aus der Originalaufnahme von „Times of Trouble“ von Lovelace.

Deine letzte EP ist die "Times EP". Was erwartet jemanden, der sich diese EP herunterläd und anhört?

Man bekommt eine schöne EP mit fünf Tracks zu hören, welche sich deutlich von weit verbreitetem minimalistischen Gestampfe unterscheidet. Es ist eine melodische, tanzbare EP, auf der es auch beim zweiten oder dritten Mal hören noch viel zu entdecken gibt und viele der Klänge noch mit echten Instrumenten eingespielt wurden.

Kannst du dir erklären, warum du bei so viel gutem und regelmäßigem Content in Form von Tracks und Mixes nur eine so geringe Followerschaft hast, denn wir empfinden deine Musik als qualitativ sehr hochwertig!

Vielen Dank fürs Lob! Das ist eine sehr gute Frage! Vielleicht wissen noch zu wenige, was ich da mache.

Hardware ist ein großes Thema bei DJ's und Producern. Was steht bei dir im Schrank und worauf schwörst du? Wenn du dir ein Gerät aussuchen dürftest, unabhängig vom Geld, welches wäre das?

Also ohne Akai APC würde kein Gig laufen. Diese, sowie meinen Rechner und mein Interface, benötige ich immer als Grundlage um Ableton anzusteuern. Mittlerweile hab ich noch einen analogen Korg Minilogue Synthesizer und einen Korg Volca Beats dabei, um ein wenig mehr Improvisationsspielraum auf der Bühne zu haben. Vielleicht nehme ich sogar eines Tages die Gitarre mit zum Gig und baue sie mit ein. Da gibt es ja viele Möglichkeiten. Ansonsten habe ich bei mir zuhause noch ein Roland TD-25 E-Drumkit stehen, auf dem ich in letzter Zeit immer öfter die Beats via MIDI einspiele, ein paar Keyboards sowie ein paar Gitarren, die für meine Produktionen nicht fehlen dürfen!
Wenn ich mir ein Gerät aussuchen dürfte, welches ich noch nicht hab, wäre das definitiv irgendwas von Elektron. Vielleicht einen Octatrack oder einen Analog Four. Sehr interessante Geräte!

Woher kennst du den Elevator und was verbindest du damit?

Ich hab Elevator vor Jahren durch meinen ehemaligen Nachbarn kennengerlernt, als ich anfing elektronische Musik zu produzieren. Seitdem muss ich immer an meine erste eigene kleine Wohnung denken, wenn ich Elevator höre. Ein Muss, wenn man Zubehör in diesem Bereich sucht.

Danke für das schöne Interview und viel Erfolg wünscht dir dein Elevator Team!

Sehr gerne! Vielen Dank!

© 2024 Elevator